Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Februar | Best-of 2021
Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Februar | Best-of 2021
Die Top-Kampagne im Februar 2021:
VOGUE India
Haima Simoes & Shruti Venkatesh sind das erste gleichgeschlechtliche Paar auf dem Cover von VOGUE India. Das markiert einen Meilenstein sowohl für die indische Community als auch für das Magazin.
Queerness ist in Indien gesellschaftlich stark tabuisiert. Zwar hat sich das homo- und transphobe Klima insbesondere in den indischen Großstädten verbessert und ein noch aus Kolonialzeiten bestehendes Verbot homosexueller Handlungen wurde 2018 durch das Oberste Gericht Indiens aufgehoben. Dennoch ist der Alltag von Diskriminierungserfahrungen geprägt. Die Vogue-Titelstory benennt durch die Geschichten von Simoes und Venkatesh einige der Themen, wie z.B. Mobbing in der Schule, der Weg zu Akzeptanz innerhalb der Familie und sie beschreiben eine Community, die von schwulen Männern dominiert ist. Queere weibliche Vorbilder waren bisher kaum sichtbar – doch die beiden gehen mit großen Schritten voran.
Das Cover von VOGUE India zeigt Simoes und Venkatesh in inniger Umarmung – zum ersten Mal ist ein lesbisches Paar auf dem Cover des Magazins.
Der Einsatz für Offenheit stärkt die Brand von VOGUE: Der Magazin-Titel stieß in queeren Medien weltweit auf positives Echo. Auf dem Instagram-Channel des Magazins hat das Cover-Foto knapp 40.000 Likes erzielt – ein vielfaches des üblichen Engagements.
Weitere LGBTQ-Kampagnen im Februar 2021
Die “Moving Forward Together”-Kampagne von Tommy Hilfiger ist viel mehr als nur eine Werbung für die Frühjahrskollektion 2021. Sie zeigt wichtige Role Models und Aktivist*innen, die sich alle für eine bessere Zukunft einsetzen. Queere Repräsentanz erhält die Kampagne durch Indya Moore und Kiddy Smile:
Indya Moore ist nicht-binärer Star der bahnbrechenden Serie Pose und hat schon in der Vergangenheit die Themen Mode und Aktivismus beeindruckend vereint: Bei den New Yorker Fashion Media Awards trug Moore beispielsweise Ohrringe und eine Handtasche mit goldrahmten Porträts von 17 ermordeten trans* Frauen. Moore machte so auf die anhaltende Gewalt ihnen gegenüber aufmerksam.
„Moving Forward Together“: Positive Messages von vielfältigen Testimonials.
Kiddy Smile repräsentiert in Paris, ähnlich wie Indya Moore, die Ballroom-Szene, ist nicht-binär, DJ, Producer und als ausdrucksstarke queere Fashion-Icon bekannt. Sogar eine Gastrolle im queeren Arthaus-Dance-Horrorfilm Climax kann Smile vorweisen. Smiles Statement auf der Kampagnenseite: „Ich habe sehr lange gebraucht, um mich selbst zu lieben. Also schalte ich jetzt keinen Gang mehr runter“.
Auf der Zielseite von Tommy Hilfiger geben die Role Models Lifehacks, welche es den Usern einfach machen soll, eine Veränderung in ihrem Alltag hervorzurufen. Indya spricht beispielsweise darüber, warum es wichtig ist, Menschen mit den richtigen Pronomen anzusprechen („sie sind wichtig, damit sie sich sicher und gesehen fühlen“). Kiddy Smile zeigt drei einfache Tanz- und Voguing-Moves, mit denen ihr euch die Tanzfläche zu eigen macht.
DJ Kiddy Smile fand Selbstakzeptanz durch die Pariser Voguing-Szene.
Disney ging im Februar mit seinem neuen Channel Star bei Disney+ an den Start. Mit im Gepäck: queere Sichtbarkeit. Der Streaming-Dienst erweitert mit Star sein Programm fürs erwachsene Publikum aus dem riesigen Backkatalog des Konzerns mit Inhalten von u.a. 20th Century Fox und ABC. Statt wie bisher hauptsächlich auf kinderfreundliche Inhalte zu setzen, bietet Disney+ bei Star nun durch Filmklassiker und Serien wie Desperate Housewives, Buffy und The Walking Dead mehr Spannung, Erotik und Horror.
Aber auch queere Inhalte halten damit verstärkt Einzug, allen voran die Deutschland-Premiere der Serie Love, Victor: Die romantische Coming-out- und Coming-of-Age-Story basiert auf der Gay-RomCom Love, Simon. In den USA ist die Serie bereits sehr erfolgreich gestartet, allerdings nicht bei der „Familienmarke“ Disney+: Der Konzern hatte sie dort kurzfristig zum Portal Hulu abgeschoben. Waren ein schwuler Protagonist und die zentrale queere Coming-out-Thematik zu viel für den US-Ableger? Dass die Serie hierzulande nun prominent auf Disney+ startet und als Highlight zum Start von Star beworben wird, stärkt die Identifikation der deutschen queeren Zielgruppe mit dem Mickey-Maus-Konzern.
Love, Victor: Die Coming-out-Story ist das queere Zugpferd für den neuen Channel Star bei Disney+.
Daneben hat Star noch weitere Serien mit queerem Appeal im Angebot: Die bekannten ABC-Serien Alles Betty, Buffy, Desperate Housewives und Brothers & Sisters zeichnen sich durch LGBTQ Charaktere aus und der schwule Star-Produzent Ryan Murphy ist mit Glee, Feud und Scream Queens vertreten. Die Serienpremiere „Big Sky“ wartet mit der ersten nonbinären Besetzung einer festen Rolle im US-Free-TV auf: Jesse James Keitel spielt eine trans* Sexworkerin.
Dass Diversity, Inklusion und Sichtbarkeit im TV- und Streaming-Programm immer wichtiger werden, zeigt auch die Gründung des Diversity-Bündnisses Medien für Vielfalt, zu denen öffentliche und private Sender gehören, darunter ARD, ZDF, RTL Mediengruppe und ProSiebenSat.1. In diesem Bündnis will man sich „regelmäßig austauschen, um Diversität nach innen und nach außen zu fördern und anhand von Erfahrungen voneinander zu lernen“, heißt es in einer Mitteilung der Medienanstalten.
#ActOut im Süddeutsche Magazin: „Wir sind hier und wir sind viele! Wir sind Schauspieler:innen und identifizieren uns unter anderem als lesbisch, schwul bi, trans*, queer, inter und non-binär.“
Sven Tomschin ist Berater und Geschäftsführer bei SÍSÍ – der agentur mit akzent. Vernetze dich mit Sven auf LinkedIn.
Mehr aus unserem blóg:
Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im August | Best-of 2021 | ELLE, Ford, Booking.com
Im August rollte Ford seinen Protest gegen Homophobie im Netz von Twitter auf den Kölner Pride. Und nach der CSD-Saison zeigt sich, wer wirklich Ally der LGBTQ Szene ist: ELLE leistete Widerstand gegen Ungarns queerfeindliche Gesetzgebung. Auch Booking.com, RTL, United Airlines und Ubisoft hatten herausragende Kampagnen, die sich an die queere Community richten und die wir gern vorstellen. Die CDU sorgte dagegen für das Pinkwashing-Beispiel des Monats.
Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Juli | Best-of 2021 | TikTok, Tommy Hilfiger, Gillette
Nach dem Pride Month flachten die Kampagnen für die LGBTQ-Community im Juli ab, doch TikTok setzt sein Engagement mit dem Förderprogramm #CreatorsForDiversity auch unabhängig davon fort. So wird die Brand zu einem verlässlichen Ally der queeren Szene. Außerdem: Tommy Hilfiger goes nonbinary und Gillette setzt mit Drag auf neue Männlichkeit.
TOP LGBTQ Marketing Kampagnen im Juni | Best-of 2021 | Penny, Levi’s, H&M
Juni war Pride Month und mit ihm kamen eine Vielzahl von Kampagnen, die der LGBTQ-Zielgruppe die „Pink Dollars“ aus der Tasche ziehen sollten. In unserer Auflistung konzentrieren wir uns deshalb auf Kampagnen, bei denen wir geringeres Pinkwashing-Potenzial sehen. Die Top-Kampagnen kommen von einem Lebensmittel-Discounter mit Dragqueen Olivia Jones und einer Mode-Brand mit Awareness für Pronomen.