Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im März | Best-of 2021

Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im März | Best-of 2021

Im März haben einige Kampagnen von sich Reden gemacht, die auf Diversity und Inklusivität angelegt sind und selbstbewusst die LGBT (lesbische, schwule, bi, trans*) und queere Community mit einbeziehen, u.a. von Zalando und Pantene. Außerdem gab es einen schwulen Rapper, der es mit selbstbewusster Queerness und kontroversem Marketing an die Spitze der Charts schaffte: Lil Nas X.

Die Top-Kampagne im März 2021:
Zalando

Mit dem Statement „I’m just tryna be myself not you“ des britischen Queer-Rappers Mista Strange beginnt der Kampagnenfilm von Zalando. Wir sehen Diversität in verschiedensten Facetten: Menschen unterschiedlicher Hautfarben, einen einarmigen Künstler, selbstbewusst kurvige Frauen, küssende schwule Skater, einen trans* Mann mit den Narben seiner Brust-OP, genderfluide Personen – sie verkörpern Body Positivity, Akzeptanz, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.

Dazu die Botschaft: Das alles ist „Here to Stay.“ – laut dem Namen von Zalandos Frühjahrskampagne sind Diversität, Inklusion, die Stärkung von Frauen und auch ökologische Nachhaltigkeit also nicht nur Modeerscheinungen der Gen Z, sondern bleibende Werte.

„Here to Stay“: Diversity, Inklusion, Akeptanz von LGBTQ und Body Positivity stehen als bleibende Werte im Fokus der Kampagne von Zalando.

Besonders gut gefiel uns, wie Zalando hier echten Aktivist*innen eine Bühne bietet, z.B. dem schwulen Skater Yann Horowitz, der Body-Positivity-Botschafterin Yolisa Mqoco, oder dem queeren Künstler Luc Bruyère (s. Titelfoto). Sie alle stellen die engen Normen von Mode und Gesellschaft fortlaufend in Frage. So zelebriert die 360°-Kampagne Menschen, die sich für nachhaltigen Fortschritt einsetzen und inspiriert zum Dialog über gesellschaftliche Grundwerte.

 Dass es sich hierbei nicht nur um Lippenbekenntnisse oder Pinkwashing handelt, zeigt der Einsatz des Modeunternehmens für Diversität und Inklusion, nachzulesen in seinem Bericht do.BETTER.

In diesem Instagram-Story-Ad wird eine Storyline über Genderfluidität aus dem Zalando-Spot stärker ausgearbeitet (Screengrab).

Weitere LGBTQ-Kampagnen im März 2021

Diesen US-Werbespot von Pantene fanden wir im März besonders herzerwärmend: Er zeigt Sawyer, ein trans* Mädchen mit lesbischen Müttern und soll die Sichtbarkeit von trans* Personen erhöhen. Die Haarpflegemarke twitterte den Spot mit den Worten: „Haare sind ein großer Teil unserer Identität. Und für LGBTQ+-Jugendliche wie Sawyer, die sich entscheiden, sich selbst, ihren Stil und ihre Kreativität durch ihre Frisur auszudrücken, kann es ihnen helfen, sich gesehen zu fühlen.“ Eine der Mütter bestätigt dies im Werbespot: „Ihr Haar spielte in ihrer Transition eine große Rolle. Als sie uns sagte, dass sie sich als Mädchen identifiziert, wollte sie sich sofort die Haare wachsen lassen.”

Sawyer hat eine selbstbewusste Botschaft: „Sei einfach du selbst und lass dir von niemandem vorschreiben, wer du bist.“ Wir finden: Ein passender Spot für den Monat des Trans* Day of Visibility am 31. März!

Für trans* Sichtbarkeit: Ein passender Werbespot von Pantene für den Trans* Day of Visibility am 31. März.

Und eine klare Positionierung des Unternehmens zu einem äußerst kontroversen Thema: Die Rechte von trans* Jugendlichen werden in den USA derzeit zum politischen Spielball der Republikaner. 24 republikanisch regierte Staaten arbeiten an transfeindlicher Gesetzgebung, u.a. verwehrt Arkansas trans* Minderjährigen den Zugang zu geschlechtsangleichenden medizinischen Maßnahmen; in Mississippi werden sie vom Sportunterricht ausgeschlossen.

Auf Twitter schlug dem Pantene-Spot folglich auch massiver Hass entgegen. Doch Pantene blieb seiner Botschaft treu und twitterte: „Transphobie hat keinen Platz in unserer Welt oder in unserem Feed. Als Reaktion auf das Mobbing & die Belästigung derjenigen, die in dem Video unseres letzten Beitrags zu sehen sind: Wir stehen mit dieser #BeautifuLGBTQ-Familie & der gesamten Community.“

Pantene verteidigt die LGBTQ Community gegen Hass auf Twitter.

Diesel strickt seine Kampagne #WhenTogether rund um die Themen Abwesenheit und Sehnsucht. Wir sehen 16 teils queere Paare, die Corona-bedingt erfahren mussten, wie es ist, sich zeitweise nicht sehen zu können. Auf der Kampagnenseite lesen wir von dem Schmerz, getrennt zu sein und von der intensiven Wiederbegegnung, die Diesel in Bildern porträtiert.

Justice erzählt beispielsweise vom Moment, Miguel wieder zu sehen:„Ich habe einfach nur an der Tür gewartet, ich hatte Rosen und habe eine Playlist gespielt, die er zusammengestellt hatte, als er weg war. Als er durch die Tür kam, haben wir nichtmal gesprochen.“
Toll, wie queere Menschen hier ganz selbstverständlich und gleichwertig Teil der Kampagne ist, ohne ihre Queerness in den Fokus zu stellen.

Queere Menschen sind ganz selbstverständlich Teil dieses Werbespots von Diesel.

Die Bahn hat einen Weltrekord gebrochen! 2.861 Zuschauer*innen verfolgten den weltgrößten Livestream zum Thema Vielfalt. Wir von SÍSÍ haben uns zugeschaltet und ein Panel mitverfolgt, das durch Diversity-Expertin Tijen Onaran geleitet wurde. Mit den Panel-Teilnehmenden diskutierte sie zu der Frage: „Welcher Moment hat Dich dazu bewogen, für Vielfalt und Chancengleichheit einzutreten?“. Den Livestream kann man sich noch hier anschauen.

DB Deutsche Bahn Sven Tomschin Guiness World Record Weltrekord Diversity Inklusion Live Stream SISI agentur

Weltrekord! Und ich war Teil davon.

Volkswagen lädt mit einem hübschen Instagram-Filter zum sichtbaren Support von Diversity im Fußball ein. #WeDriveDiversity

„Wenn das Flutlicht angeht, wenn der Schiri pfeift, wenn das Leder rollt – dann sind wir alle gleich.“ Auf der Zielseite stellt Volkswagen verschiedene Role Models dar, wie z.B. Shanice van de Sanden, die Profifußballerin beim VfL Wolfsburg und lesbisch ist. Zur Website: Für Vielfalt im Fußball!

Getestet und gleich mal auf LinkedIn geteilt: Der #WeDriveDiversity-Instagram-Filter von VW.

Die queere Ausstellung „Andy Warhol Now“ im Kölner Museum Ludwig ist eröffnet. Schwerpunkte der Ausstellung über den Pop Art-Künstler sind seine Homosexualität, sein Migrationshintergrund und seine Religiosität. Schnelligkeit sieht: Als eines der ersten Museen in NRW startete das Ausstellungshaus den Ticketverkauf – und hat einen regelrechten Ansturm an Buchungen erlebt, so dass zunächst die Ticket-Server zusammenbrachen. Mit den momentanen Corona-Bestimmungen ist ein Besuch zwar noch nicht möglich – aber wir drücken die Daumen, dass das Museum bald wieder öffnen darf.

Junge queere Künstler*innen des Vereins ROOTS & ROUTES Cologne e. V. ließen sich von der Warhol-Ausstellung inspirieren und erstellten queerthematische Videoclips für das Museum Ludwig.

Eine der größten Kontroversen im März gab es rund um den amerikanischen Rapper Lil Nas X. In seinem Musikvideo zu „Montero (Call Me By Your Name)“ sehen wir den selbstbewusst schwulen Rapper, der es mit dem Teufel aufnimmt – inklusive sexy Lapdance auf dem Höllenthron. Doch damit nicht genug: In Zusammenarbeit mit dem Rapper brachte das Kunstkollektiv MSCHF Nike-Schuhe unter dem Namen „Satan Shoes“ heraus – mit einem Tropfen Menschenblut in der Schuhsohle. Die auf 666 (!) Paare limitierten Sneakers waren selbst zum Mondpreis von 1.018 Dollar innerhalb von Minuten ausverkauft.

Natürlich kam es zum – sorgsam einkalkulierten – Skandal: Für republikanische Politiker*innen und evangelikale Prediger repräsentiert Lil Nas X den Untergang des Abendlandes, da er Kinder zum Satanismus verführe (als Beispiel der Tweet rechts). Nike klagte in Folge auf Schadenersatz, da die Schuhe nicht autorisiert waren.

Die Gouverneurin von South Dakota empört sich auf Twitter über die „Satan Shoes“ von Lil Nas X.

Doch mit ihrer Hysterie spielten die Hater Lil Nas X in die Karten: Er wollte mit „Montero“ eine Debatte über die Unterdrückung queerer Jugendlicher in christlichen Umfeldern anstoßen. „Ich wuchs in einem sehr religiösen Haushalt auf – und für mich gründete das vor allem in Angst. […] Ich möchte Kids, die sich beim Großwerden so fühlen und wissen, dass sie Teil der LGBTQ Community sind, das Gefühl geben, dass sie OK sind und dass sie sich nicht hassen müssen.“

Die Rechnung ging auf: „Montero“ stieg auf Platz 1 der US-Billboard Charts ein. Erstmals wurde damit ein Rap-Song über schwule Sexualität zum internationalen Hit – hier das kontroverse Musikvideo:

sisi agentur kommunikation sven tomschin

Sven Tomschin ist Berater und Geschäftsführer bei SÍSÍ – der agentur mit akzent. Vernetze dich mit Sven auf LinkedIn.

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