Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Januar | Best-of 2021

Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Januar | Best-of 2021

Das neue Jahr startete mit einigen herausragenden Kampagnen, die sich an LGBT (lesbische, schwule, bi, trans*) und queere Menschen richteten. Cadbury ist uns im Januar besonders ins Auge gestochen, aber auch die Fernseh- und Streaming-Kanäle sowie der deutsche Fußballbund haben sich etwas für die LGBTQ Zielgruppe einfallen lassen.

Die Top-Kampagne im Januar 2021:
Cadbury Creme Egg

Seit Jahren stellt der Schokoladenhersteller Cadbury in seiner Creme-Egg-Werbekampagne die Frage: „How do you eat yours?“ Im neuen Werbespot heißt die Antwort: mit einem schwulen Kuss.

In dem Clip feiert Cadbury 15 Jahre Tradition mit seinem Creme-Ei und zeigt dabei verschiedene Möglichkeiten, die Süßigkeit zu vernaschen. Ob hinter geschlossenem Vorhang oder out and proud – der süße Kuss des schwulen Paars wird als eine Variante unter vielen präsentiert. Die Sprecherin verstärkt die positive Darstellung mit dem Kommentar „We are down with that!“(„Da stehen wir dahinter!“) Cadbury zeigt hier, wie inklusive Werbung geht: klischeefrei, vielfältig, affirmativ – mit authentischer Besetzung aus der LGBTQ-Community.

Die Küssenden in der Werbung sind nämlich auch im wahren Leben ein Paar, und beide Choreografen: Dale Moran hat schon für RuPaul’s Drag Race UK gearbeitet und Callum Stirling tanzte für Stars wie Rita Ora und Demi Lovato.

So geht inklusive Werbung – mit einem süßen, schwulen Kuss: Cadbury. (Das Titelbild des Artikels ist ein Screenshot aus dem Video.)

Weitere LGBTQ-Kampagnen im Januar 2021

RTL ging in die schwule Offensive: Die Dating-Show Take me out war unter dem Motto „Boys, Boys, Boys“ mit zwei rein schwul besetzten Specials am Start. Die über 30 Teilnehmer sorgten für ein entsprechend vielfältiges Bild schwuler Sichtbarkeit. Das passt zur Selbstverpflichtung der Produktionsfirma UFA zu mehr Diversity, die wir bereits im November vorgestellt haben: Hier geht’s zum Artikel.

 

In Take Me Out – Boys, Boys, Boys durften 30 Gays am Buzzer stehen und ein Date aussuchen.

Außerdem gab es auf RTL auch in der reichweitenstarken Dschungelshow Ich bin ein Star, holt mich hier raus! zwei schwule Kandidaten: Lars Tönsfeuerborn und Sam Dylan. Beide hatten zuvor bereits an der schwulen Kuppel-Show Prince Charming der RTL Mediengruppe teilgenommen. Sam Dylan kam als Ersatz für die kontroverse Dragqueen Nina Queer ins Rennen, deren Involvierung zuvor einen Shitstorm in der LGBTQ-Community ausgelöst hatte: Aufgrund rassistischer Äußerungen warf RTL sie kurzerhand vor Drehbeginn aus dem Cast.

Der andere schwule Dschungelbewohner, Lars Tönsfeuerborn, hatte in der ersten Staffel von Prince Charming das Herz von Nicolas Puschmann erobert. Letzterer wiederum wird in der RTL-Show Let’s Dance als erster Mann mit gleichgeschlechtlichem Tanzpartner ein heiße Sohle aufs Parkett legen (Showstart im Februar).

RTL bietet mit diesen Produktionen eine breite Bühne für schwule Sichtbarkeit und erkennt das Bedürfnis des schwulen Publikums nach Repräsentation an – auch im Reality- und Trash-TV.

Die kontroverse Nina Queer flog aus dem Dschungel bevor es losging und bescherte RTL einiges an (guter wie schlechter) Publicity.

Auch Amazon setzt vermehrt auf das queere Publikum: Freunde queerer Inhalte können sich auf den kostenpflichtigen Video Channel OUTtv bei Amazon Prime freuen. Er soll eine große Auswahl an queeren Arthouse-Filmen, Dokumentarfilmen, Serien und eigene Originale bieten. OUTtv, der einzige queere TV-Sender in Europa (mit kanadischen Wurzeln) startet außerdem mit „OUTtv Pro“ ein Streaming-Abo, das auch ohne Amazon funktioniert und ein noch größeres Angebot haben soll. Ziel: eine 360°-Vermarktung zu gewährleisten, um „die Sichtbarkeit unserer vielfältigen Community in Filmen und Serien in der stetig wachsenden Medienlandschaft aufrechterhalten“, so OUTtv-Gründer Marc Putman.

OUTtv startet neue Streaming-Angebote mit queerem Content.

In der ARD forderte die lesbische Schauspielerin Maren Kroymann einen unverkrampfteren Umgang mit Homosexualität in ihrer Branche. Ihr Appell an die queere Schauspielzunft: „Lasst es uns leben, lasst es uns zeigen, lasst es uns sagen!“ Für die aktuelle Ausgabe ihrer Satire-Show im Ersten engagierte sie daher erstmals ausschließlich queere Darsteller*innen in den Gastrollen. Die Queer Media Society (QMS) – ein Netzwerk queerer Medienschaffender – unterstützte Kroymann und ihre Produktionsfirma bei der Aktion. Die sexuelle Orientierung des Cast spielt in der Sendung zunächst keine Rolle; die queeren Gäste verkörpern heterosexuelle Rollen. Erst zum Schluss tritt das Thema LGBTQ in den Vordergrund: Mit 50 queeren Gästen aus der Medienbranche singt Kroymann „Ich bin kurzsichtig – und das ist auch gut so“ – wobei die Kurzsichtigkeit als Metapher fürs Queersein steht. Mitgemacht haben bei dieser regelrechten Homo-Hymne bekannte Namen wie Jochen Schropp, Georg Uecker, Volker Beck, Tahnee, Nicolas Puschmann, Bettina Böttinger und Patrick Lindner – sie bildeten als Schlussbild mit bunten T-Shirts eine Regenbogenfahne. So unterstrichen sie Kroymanns Statement: „Wenn alle dabei mitmachen, dann ist bald nichts mehr dabei.“

Die aktuelle Folge Kroymann in der ARD Mediathek gibt’s hier: hier.

    Maren Kroymann ist „kurzsichtig“ – und das ist auch gut so!

    Der deutsche Fußball hat sich im Januar stark für Diversity und LGBTQ gemacht. Der Profifußball mit den Clubs der 1. und 2. Bundesliga gedachte am „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ den Opfern des Nationalsozialismus. Am 27. Januar standen in diesem Jahr die Menschen im Mittelpunkt, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität während der Naziherrschaft stigmatisiert, verfolgt und ermordet wurden. Der FC Bayern ließ an dem Tag dafür sein Stadion in den Regenbogenfarben erscheinen. Aus dem gleichen Anlass spielte der VfB Stuttgart im Heimspiel gegen Mainz 05 unter dem Motto „Bunt und Wild #VielMehrVielfalt“ in Regenbogentrikots. Und auch die Augsburger WWK-Arena leuchtete in Regenbogenfarben, dazu wehten beim FC Augsburg Eckfahnen in den Regenbogenfarben auf dem Spielfeld.

      In Gedenken an die queeren Opfer des Nationalsozialismus: Die Allianz-Arena erstrahlt in Regenbogenfarben.

      Gegen Ausgrenzung, Rassismus und Homophobie machte auch der FC Schalke sich unter dem Hashtag #stehtauf mit einer Aktionswoche stark. Das Motto geht auf das Jahr 2015 zurück als der Verein nach Übergriffen auf geflüchtete Menschen ein Zeichen setzte. Nach Spott eines AfD-Bundestagsabgeordneten über die Aktion konterte der Verein: „Herr Brandner, sich über Werte wie Vielfalt und Toleranz lustig zu machen, ist für einen gewählten Volksvertreter arm. Unabhängig von unserer sportlichen Situation: Schalke wird nie auf ihr Niveau absteigen.“

      Der FC Schalke 04 fordert: #stehtauf gegen Ausgrenzung, Rassimus, Homophobie.

      Dass Diversity und LGBTQ im Fußball immer größer geschrieben werden, konnten wir bereits im Dezember am Beispiel des DFB sehen: Hier geht’s zum Artikel.

      Trotzdem werden im Fußball immer noch trans* und intersexuelle Menschen strukturell diskriminiert – z.B. bei der Wahl zwischen Frauen- oder Männerteams. Der Berliner Fußballbund nimmt sich nun als erster Verein des Problems an: Die Personen können selbst entscheiden, in welchem Team sie spielen möchten. Mehr dazu lest ihr hier.

      sisi agentur kommunikation sven tomschin

      Sven Tomschin ist Berater und Geschäftsführer bei SÍSÍ – der agentur mit akzent. Vernetze dich mit Sven auf LinkedIn.

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      Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im August | Best-of 2021 | ELLE, Ford, Booking.com

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      Im August rollte Ford seinen Protest gegen Homophobie im Netz von Twitter auf den Kölner Pride. Und nach der CSD-Saison zeigt sich, wer wirklich Ally der LGBTQ Szene ist: ELLE leistete Widerstand gegen Ungarns queerfeindliche Gesetzgebung. Auch Booking.com, RTL, United Airlines und Ubisoft hatten herausragende Kampagnen, die sich an die queere Community richten und die wir gern vorstellen. Die CDU sorgte dagegen für das Pinkwashing-Beispiel des Monats.

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      TOP LGBTQ Marketing Kampagnen im Juni | Best-of 2021 | Penny, Levi’s, H&M

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      Juni war Pride Month und mit ihm kamen eine Vielzahl von Kampagnen, die der LGBTQ-Zielgruppe die „Pink Dollars“ aus der Tasche ziehen sollten. In unserer Auflistung konzentrieren wir uns deshalb auf Kampagnen, bei denen wir geringeres Pinkwashing-Potenzial sehen. Die Top-Kampagnen kommen von einem Lebensmittel-Discounter mit Dragqueen Olivia Jones und einer Mode-Brand mit Awareness für Pronomen.

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