Gendergerechte Sprache: Wie wichtig ist sie den Deutschen?
Gendergerechte Sprache: Wie wichtig ist sie den Deutschen?
New Feminism: zwischen 8 – 20%
Die Feminismus-Bewegung von einst schlägt eine neue Richtung ein. Sie zielt auf Selbstbestimmtheit abseits von Rollenerwartungen und gesellschaftlichen Restriktionen. Guardian-Kolumnistin Freeman beschreibt den Feminismus der vierten Welle so: „Jeder Lebensstil muss akzeptiert werden, weil er ein Ausdruck dafür ist, dass Frauen frei entscheiden dürfen, was sie sein wollen, egal, ob sie Spitzenunterwäsche tragen wollen, wie die Slutwalk-Bewegung, oder ob sie Prinzessin sein wollen“.
Dank digitaler Kommunikation und Vernetzung erreichen feministische Stimmen ein breites Publikum und machen Diskussionen zu dem Thema gesellschaftsfähig. Nichts umsonst ist das Thema „New Feminism“ einer der derzeit wichtigsten Trends, die das Trendforschungs-Unternehmen „Zukunftsinstitut“ beschreibt – mit weitreichenden Auswirkungen z.B. darauf, wie progressive Eltern ihre Kinder erziehen oder darauf, was Kund*innen von Marken erwarten und einfordern. Und dazu gehört eben auch eine Sensibilität gegenüber Geschlecht und gendergerechter Sprache.
Anhänger*innen des New Feminism sind längst nicht mehr nur Frauen, sondern auch Männer. Eine YouGov Deutschland Studie hat gezeigt, dass rund 20 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer sich selbst als Feminist*in bezeichnen – mit steigender Tendenz gerade in jüngeren Jahrgängen.
Starkes Statement von Autorin und Feministin Sarah Bosetti
Die queere Community: mehr als 7%
Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender („LGBT“) und mit weiteren Themen unter dem Aspekt der sexuellen und geschlechtlichen Identität abseits des Mainstreams („queer“) identifizieren, machen in Deutschland laut einer Dalia Studie einen Anteil von 7,4% aus.
Vertrerter*innen der queeren Community, wie die CSD-Vereine, LGBTQ-Netzwerke, -Gruppierungen und -Verbände setzen sich für Akzeptanz und mehr öffentliches Bewusstsein der Gender-Vielfalt ein. Sie hinterfragen Rollenzuschreibungen und fordern gleiche Rechte, auch für „Minderheiten in der Minderheit“, wie z.B. intersexuelle Menschen.
Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2018 haben intersexuelle Menschen in Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister die Option „divers“ zu wählen. Spätestens seitdem ist die Diskussion rund um die Nutzung des Gendersternchens entfacht: Der Genderstern wird auch von queeren Menschen oftmals als politisches Statement genutzt, um die traditionelle Geschlechterordnung in Frage zu stellen. Er macht, anders als beispielsweise das Binnen-I, Geschlechteridentitäten außerhalb der binären Rollen Frau & Mann sichtbar. Damit wurde ein öffentlicher Diskurs angeregt, den z.B. auch Google Trends als „Ausreißer“-Thema tituliert.
Moderner queerer Aktivismus: Auf LinkedIn habe ich ein Tool vorgestellt, welches das Gendern erleichtert.
Allies und Interesse an gendergerechter Sprache: 25%
Der Wunsch nach gendersensibler Sprache ist für Feminist*innen und queere Menschen naheliegend, ob aus natürlichem Eigeninteresse oder politischer Überzeugung. Zusätzlich gibt es Mitstreiter*innen („Allies“), die nicht unbedingt der feministischen oder der queeren Bewegung angehören müssen, jedoch auch offen für gendergerechte Sprache sind.
Eine aktuelle Studie von YouGov zeigt, dass jedem vierten Deutschen gendergerechte Sprache eher wichtig oder sehr wichtig ist. Wahrscheinlich mit positiver Tendenz, denn wichtige Leitmedien und Unternehmen mit einer inklusiven Diversity-Politik bringen das Gendersternchen und die gendergerechte Sprache immer mehr in den Fokus und machen sie damit zur Normalität.
Viele Best Cases stellen wir in unserer Reihe der „Top LGBTQ Kampagnen“ vor. Hier einige Beispiele:
Radio Fritz spricht das Gender-Sternchen: Zum Beitrag
Almdudler bringt Diversity-Edition mit Aufschrift „Almdudler*in“ raus: zum Beitrag
Das ZDF führt das Gendern in Nachrichtensendung „heute“ ein: zum Beitrag
Almdudler*in – denn: „Almdudler ist für alle da“
Sven Tomschin ist Berater und Geschäftsführer bei SÍSÍ – der agentur mit akzent. Vernetze dich mit Sven auf LinkedIn.
Mehr aus unserem blóg:
Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im August | Best-of 2021 | ELLE, Ford, Booking.com
Im August rollte Ford seinen Protest gegen Homophobie im Netz von Twitter auf den Kölner Pride. Und nach der CSD-Saison zeigt sich, wer wirklich Ally der LGBTQ Szene ist: ELLE leistete Widerstand gegen Ungarns queerfeindliche Gesetzgebung. Auch Booking.com, RTL, United Airlines und Ubisoft hatten herausragende Kampagnen, die sich an die queere Community richten und die wir gern vorstellen. Die CDU sorgte dagegen für das Pinkwashing-Beispiel des Monats.
Top LGBTQ Marketing-Kampagnen im Juli | Best-of 2021 | TikTok, Tommy Hilfiger, Gillette
Nach dem Pride Month flachten die Kampagnen für die LGBTQ-Community im Juli ab, doch TikTok setzt sein Engagement mit dem Förderprogramm #CreatorsForDiversity auch unabhängig davon fort. So wird die Brand zu einem verlässlichen Ally der queeren Szene. Außerdem: Tommy Hilfiger goes nonbinary und Gillette setzt mit Drag auf neue Männlichkeit.
TOP LGBTQ Marketing Kampagnen im Juni | Best-of 2021 | Penny, Levi’s, H&M
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