LGBTQ Trends 5: Social Stays – Unterkünfte, die verbinden

LGBTQ Trends 5: Social Stays – Unterkünfte, die verbinden

Hotels und Unterkünfte passen sich immer mehr an die Lebens- und Reisegewohnheiten ihrer Zielgruppen an. Darunter sind auch „Social Stays“, die queeren Reisenden helfen, mit der lokalen Kultur und anderen LGBTQ-Menschen in Kontakt zu kommen. Welche Angebote wecken nach Corona die queere Reiselust?

von | 26. Juni 2020 | LGBTQ, queer, Trends

Das Fernweh war noch nie größer: Durch das Corona-bedingte „Stay-At-Home“ lagen unser aller Reisepläne dieses Jahr erstmal auf Eis. Doch nach und nach werden Beschränkungen wieder gelockert und auch die reisefreudige LGBTQ-Community beginnt mit den Planungen für den nächsten Trip.

AirBnB ist dabei natürlich ein gern genutztes Tool für ein besonders authentisches Reiseerlebnis: Wohnen wie die Locals, am besten bei Hosts, die Insider-Tipps für ihre Gäste bereit halten. Die Plattform weist zwar keinen „gay friendly“ Filter aus. Doch als schwuler Reisender erkenne ich mit einem kurzen Blick, wo Hosts mehr für den queeren Gast bieten als nur die Unterkunft. Für mich im Urlaub ein wichtiges Merkmal, manchmal sogar ausschlaggebendes.

Herz für Diversity in Jordanien

In Jordanien, auf meiner letzten Reise, wollte ich besonders die queere Kultur in der Hauptstadt Amman erfahren. Die gesellschaftlichen Restriktionen in dem Land lassen eine offen gelebte queere Subkultur nicht zu. Man muss sich genau informieren, um einen der wenigen Szene-Treffs zu finden – wie z.B. das Books@Café.

Auf AirBnB fanden wir das House of Dreaming. Schnell war klar, dass die Unterkunft offen sein würde, dank einer Gastgeberin, deren Herz laut Beschreibung „für das Thema Diversity schlägt“. Hier trafen wir nicht nur auf andere aufgeschlossene Menschen, sondern wurden auch aktiv in das kulturelle Programm des Hauses eingeladen: mit Yoga-Workshops, Diskussionen über elektronische Musik und Filmabende. Die Definition eines Social Stays!

Ein Reiseerlebnis, das nicht nur aus Übernachtung und Sightseeing besteht, sondern soziale, menschliche Verbindungen schafft. Ein Faktor, der gerade auch für queere Reisende relevant ist: Man möchte wissen, wo sich Gleichgesinnte treffen und wo die Treffpunkte der eigenen Community sind: Safe Spaces, in denen man frei und offen sein kann.

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House of Dreaming, Amman, Jordanien

AirBnB und Dating-Apps: Hotels unter Druck

Neben solchen Angeboten von Hosts entwickeln sich auf auf AirBnB mehr und mehr Touren, die queere Kultur vermitteln. So kann man auch als Alleinreisende*r bei einer Tour das Gay-Viertel Chueca in Madrid besichtigen, die queeren Bars im Szeneviertel Castro in San Francisco entdecken oder man geht in einer Gruppe schwul feiern in Manhattan.

Doch nicht nur AirBnB schafft neue Formen der Begegnung. Auch Dating-Apps wie Tinder, Grindr & Co. versprechen Abenteuer in neuen Städten. So steht die Hotel-Branche immer mehr unter Druck, mit neuen Konzepten die Aufmerksamkeit auf das eigene Angebot zu lenken.

Die Hotelkette Life House zum Beispiel hat ihr eigenes Social Network gegründet – so kommt man unkompliziert in Kontakt mit anderen Gästen des Hauses.

Ein weiteres Beispiel ist das Roxy Hotel in New York. Es wurde durch die Dating App Bumble vorgestellt als „inklusiver Ort, um sich mit seinen Freunden von Bumble zu treffen“. So kann das nächste Date zu einem Strick-Kurs verführt werden – oder doch eher zum Tête-à-tête im hauseigenen Jazz Club?

Die Axel Hotels setzen in erster Linie auf schwule Übernachtungsgäste und weisen sich bewusst als „heterofreundlich“ aus. Sie bieten der Community neben einem eigenen Magazin auch eine Reihe von Events für die „Pre-Party“. So startet man den Abend in Barcelona mit einer Talentnacht, bei Dragqueens am DJ-Pult oder bei Performances von Darstellenden mit trans* Hintergrund. Die „Sky Bar“ auf dem Rooftop des Axel Hotels Barcelona ist im Sommer ohnehin ein beliebter Treffpunkt: Sie ist abends für alle geöffnet. Hotelgäste, schwule Reisende und Locals begegnen sich dort mit einem kühlen Drink in der Hand und Ausblick über das Szeneviertel Eixample.

Die Talentnacht im Axel Hotel Barcelona

Hotels als Szenetreffs

Wir sehen: Hotels sind nicht mehr nur reine Übernachtungsgelegenheiten. Sie werden zu Szenetreffs und sozialen Verknüpfungspunkten. Durch den Innovationsdruck von AirBnB und Dating-Plattformen werden wir zukünftig sicherlich einige neue soziale und kulturelle Konzepte entdecken, die queere Gäste untereinander und mit der Kultur und Szene des Reiseorts verbinden.

sisi agentur kommunikation sven tomschin

Sven Tomschin ist Berater und Geschäftsführer bei SÍSÍ – der agentur mit akzent. Vernetze dich mit Sven auf LinkedIn.

Über die Reihe „LGBTQ-Trends“

In dieser Reihe präsentieren wir von SÍSÍ die derzeit wichtigsten Trends für die Ansprache der LGBTQ* Zielgruppe. Was bewegt die queere Community ganz aktuell? An welchen Trends führt im LGBTQ Marketing kein Weg vorbei? Ob Generation Z, Camp-Ästhetik  oder queere Superhelden: Die Trends sind so bunt und vielfältig wie die LGBTQ* Community. Diese Marketing Trends haben wir bisher beleuchtet:

LGBTQ Trend 1: Queere Superhelden

LGBTQ Trend 2: Gen Z – selbstbewusst queer auf Social Media

LGBTQ Trend 3: Camp – der queere Style mit dem gewissen „Extra“

LGBTQ Trend 4: Internet der Werte

* Warum LGBTQ und nicht LGBT ?

LGBTQ steht für Lesbisch, Gay (schwul), Bisexuell, Trans* (transgender, transsexuell), Queer (von der heterosexuellen oder cis-geschlechtlichen Norm abweichend).

Wir verwenden diese erweiterte Form der im Mainstream bekannten Abkürzung LGBT. Leider repräsentiert LGBT die vielen Identitäten des queeren Regenbogens heute nicht mehr ausreichend. Es gibt in der queeren Community noch viele weitere Gruppen, die sich in den vier Buchstaben LGBT nicht wiederfinden: I für Intersexuell, A für Asexuell, P für Pansexuell etc.

Daher haben wir uns für die Variante mit Q entschieden: Queer kann auch als Überbegriff verwendet werden um die bunte Gesamtheit der LGBTTIQA*-Community abzubilden. So versuchen wir mit der Abkürzung LGBTQ die unterschiedlichen Gruppen dieser Community zu repräsentieren und gleichzeitig die Lesbarkeit und Verständlichkeit unserer Artikel zu garantieren.

Noch lieber als lange Akronyme ist uns aber sowieso das einfache Wörtchen „queer“ . ?

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Hinweis:

Ausgangspunkt für diesen Artikel war der Beitrag „Social Stays“  aus Future 100: Trends to watch in 2019. Der Trendreport fasst die wichtigsten Themen für Organisationen und Marken zusammen, z.B. aus den Bereichen Kultur, Lifestyle, Tech, Beauty, Luxus oder Reise. Zum Download hier.

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